Textil-Werkstatt

Gudrun Willenbockel

Paramentewerkstatt

Die liturgischen Farben


Früheste Darstellungen von Textilien im gottesdienstlichen Gebrauch sind bereits aus dem 6. Jahrhundert bekannt. Einer Mitteilung von Papst Innozenz III. zufolge, war der liturgische Farbkanon im 12. Jahrhundert voll ausgeprägt und begleitet uns noch heute durch die Zeiten und Feste des Kirchenjahres.

Paramente
Paramente
Paramente
Paramente
Paramente

Liturgische Farben


Grün

Grün steht für Hoffnung, Wachstum und Leben. So wie Samen auf das Ackerland fällt, aufgeht und Früchte hervorbringt, will das Wort Gottes die Herzen der Menschen erreichen. Die Saat des Glaubens wächst heran und bewirkt ein erfülltes Leben aus dem Reichtum Gottes. Nicht zufällig sind besonders während der Sommerzeit grüne Paramente am Altar gebräuchlich.

Rot

Rot aktiviert und stoppt, entfesselt und sammelt. Die Farbe zieht uns in den Bann, steht für glühende Leidenschaft, Kraft und Wärme, aber auch für zerstörerisches Feuer und Blut. Rot ist die Farbe der weltweiten Kirche, deren Geschichte bis heute jedwede Nuance von Glück und Unbilden durchlebt und durchleidet. In der christlichen Farbensymbolik steht die Farbe Rot für den schöpferischen Heiligen Geist Gottes, der unermüdlich wirkt und um die Menschen wirbt.

Weiß

Weiß bedeutet Licht. Physikalisch gesehen beinhaltet Licht das gesamte Farbspektrum und symbolisiert somit die ganze Fülle der Herrlichkeit Gottes. Weitere Attribute sind Unschuld, Wahrheit und Ewigkeit. Besonders die großen Christus-Feste Weihnachten und Ostern werden mit Weiß gekennzeichnet.

Violett

Als "nicht mehr Nacht und noch nicht Tag" ist Violett die Farbe der Dämmerung. In der Vorahnung eines neuen Morgens keimt Hoffnung, entfaltet sich Trost. Das, in den Breiten des Nahen Ostens zu erlebende Schauspiel eines purpurnen, bisweilen tief-violetten Himmels in der Dämmerungszeit lässt demütig werden. Seit jeher gilt das liturgische Violett als stille Farbe den Fastenzeiten, der Trauer, der Besinnung, der Umkehr und Zuversicht eines Neuanfangs.

Rosa

Rosa signalisiert Freude: "Freuet euch in dem Herrn allewege" am 4. Advent (Gaudete) und am 4. Passionssonntag (Lätare), der aufgrund der gelesenen Texte auch "Kleinostern" genannt wird.

Schwarz

Schwarze Paramente sind Ausdruck tiefer Trauer und nur noch regional am Karfreitag und zu Trauerfeiern in Gebrauch. Die völlige Abwesenheit von Licht erinnert an Psalm 22: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne."
Werden schwarze Altar - und Kanzelbehänge gewünscht, liegt es in der Kunst der Paramentik, dem toten Schwarz gestalterisch eine Spur von Hoffnung zu verleihen.